Plastikfrei im Alltag – 5 Tipps wie Du das umsetzen kannst

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Dass das Problem unbekannt war, kann niemand sagen, wenn wir dann irgendwann in unserem Plastikmeer ertrinken. Fettgedruckte Schlagzeilen, erschreckende Bilder, wissenschaftliche Abhandlungen – das Thema Plastik ist schon seit Längerem omnipräsent in den Medien. Warum aber fällt es uns trotzdem so schwer, unseren Plastikverbrauch einzuschränken? Nach wie vor ist Plastik ein normaler Teil unseres Alltags. Es begegnet uns in unendlich vielen Formen und Anwendungssituationen und ist schlicht nicht wegzudenken. Je mehr man sich jedoch mit der Thematik beschäftigt, desto vielfältigere Alternativen eröffnen sich und mit ein paar guten Tipps an der Hand kann jeder einiges an Plastik einsparen.

Foto © freepik

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Warum Plastik ein Problem ist

Plastik ist der umgangssprachliche Begriff für Kunststoffe verschiedener Art. Sie werden in vielen Bereichen eingesetzt, da sie sehr temperaturbeständig und elastisch bei gleichzeitiger Bruchfestigkeit sind. Du findest Plastik zum Beispiel unter den Bezeichnungen PE (Polyethylen), PP (Polypropylen), PVC (Polyvinylchlorid) oder PET (Polyethylenterephtalat). Die Anwendungsmöglichkeiten sind nahezu unendlich und reichen von Tüten und Verpackungen über Bodenbeläge bis zu Kosmetika. Und weil wir das Plastik in unserem Alltag so gewohnt sind, fällt es uns meistens gar nicht mehr auf.

Dabei stellt die ununterbrochen laufende Produktion die gesamte Menschheit vor große Probleme. Pro Jahr werden rund 400 Millionen Tonnen Kunststoff produziert und nur 8% davon wird recycelt. Rund 80% landen auf Müllhalden oder in unserer Umwelt. Das führt neben unschön vermüllten Stränden und Parks auch zum Tod unzähliger Tiere. Besonders die Weltmeere sind betroffen: hier sammelt sich der Plastikmüll und verfängt sich in den großen Meeresströmungen. So gibt es zwischen Kalifornien und Hawaii einen drei Millionen Tonnen schweren Müllstrudel, der so groß ist wie Mitteleuropa. Und wen das schockiert, der muss sich gut festhalten, denn es gibt noch viele weitere solcher Plastik Verwirbelungen.

Das Problem an Kunststoff liegt vor allem darin, dass er nicht biologisch abbaubar ist. Der Zersetzungsprozess einer Plastiktüte dauert tausende von Jahren, im Meer sogar noch länger. Da ein so großer Anteil des Kunststoffs in der Natur landet, kann er sich dort anreichern und zerstört so das Ökosystem. Damit ist Plastik in hohem Maße für den Klimawandel und das Artensterben mitverantwortlich. Außerdem werden für die Herstellung von Kunststoffprodukten fossile Energieträger verbraucht, die inzwischen knapp geworden sind. Es kann also schon allein aufgrund der begrenzten Rohstoffe nicht so weitergehen mit unserer kunterbunten Plastikwelt.

Da der Stoff unser gesamtes Leben durchzieht, ist es jedoch kaum möglich, komplett auf Plastik zu verzichten. Aber in manchen Bereichen ist es ganz einfach und nur mit einer kurzen Umgewöhnungsphase verbunden, auf Alternativen auszuweichen. Der größte Absatzmarkt für Plastik sind Verpackungen und hier kannst du als Verbraucher sehr gut ansetzen und mit deinen bewussten Entscheidungen die Welt verändern. Es geht nicht darum, von heute auf morgen ohne Plastik zu leben, sondern ein Bewusstsein für das Problem zu entwickeln und das im Alltag versteckte Plastik sichtbar zu machen.

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Wo ist Plastik versteckt?

Unser Alltag ist von Plastik geradezu durchzogen. In vielen Fällen taucht der Kunststoff ganz offensichtlich auf, zum Beispiel in Form von Tüten oder Verpackungen. Aber Plastik bestimmt unser Leben in vielen unerwarteten Bereichen. Rohre und Isolierungen, Kosmetika und Shampoos, Autos, Handys und Computer…die Liste ist endlos. Und da wir so sehr daran gewöhnt sind, fällt uns das Plastik oft gar nicht mehr auf.

Starte doch einmal einen Versuch und nimm für einen Tag jedes kunststoffhaltige Element, mit dem du in Berührung kommst, ganz bewusst wahr. Schnell wirst du mit dem Zählen gar nicht mehr nachkommen.

Das bedeutet aber nicht, dass wir sofort den Kopf in den Sand stecken müssen. Ist man sich der Ernsthaftigkeit des Problems bewusst geworden, kann man gezielt Handlungen folgen lassen. Problematisch sind vor allem Einwegverpackungen, da sie eine sehr kurze Lebensdauer haben, in großer Menge produziert werden und scheinbar unumgänglich sind. Denn wer im Supermarkt vor Regalen voll plastikverpackter Ware steht, der sieht zunächst einmal keinen Ausweg aus der Plastikhölle. Mit einigen guten Tipps kannst du den Plastikverpackungen aber geschickt ausweichen und so einen großen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Mit diesen plastikfreien Produkten könntest Du loslegen!

Plastik vermeiden – Schritt für Schritt

Niemand ist perfekt und vor allem ist niemand bereit, sein Leben von einem Tag auf den anderen komplett umzukrempeln. Etwas tun will man aber trotzdem.

Suche dir deshalb einfach einen Bereich oder eine Sache aus, bei der dir die Umstellung leicht fällt. So hast du einen Ansatzpunkt und kannst von dort aus weitergehen.

Mit jedem Schritt wird es einfacher und je mehr Gedanken du dir zum Thema Plastik machst, desto bewusster nimmst du es im Alltag wahr und suchst auch aktiv nach Alternativen. Dafür gibt es grundlegend zwei Möglichkeiten: Entweder du ersetzt das betreffende Kunststoffprodukt durch ein anderes oder du machst das, was du normal in der Packung kaufst, einfach selbst. Gehe deine einzelnen Lebensbereiche Schritt für Schritt durch und sieh, wo du Plastik einsparen kannst.

Wenn du schon Utensilien aus Plastik besitzt, solltest du diese auf jeden Fall weiterverwenden, solange sie noch intakt sind. Wirfst du alles einfach weg, entsteht nur noch mehr Plastikmüll. Für Neuanschaffungen kannst du dir dann Gedanken über Alternativen machen, um keine neuen Plastikprodukte zu kaufen – denn auch wenn Plastikdosen oder Pfannenwender über einen langen Zeitraum benutzt werden, landen sie am Ende genauso auf dem riesigen Plastikmüllhaufen wie jede Tüte und jeder Strohhalm.

1. Plastik vermeiden im Badezimmer

Der Tag beginnt morgens im Badezimmer und hier wartet einiges an Plastik auf dich: Angefangen mit Zahnbürste und Zahnpasta, über Shampoo, Duschgel und Flüssigseife sowie Rasierer und Rasierklingen bis hin zu Klobürste und Ohrenstäbchen.

Gott sei Dank gibt es inzwischen viele Anbieter, die sich der Problematik angenommen haben und bequeme Lösungen bieten. Kaufe beim nächsten Mal einfach eine Zahnbürste aus Bambus und probiere feste Seifen und Shampoos aus, die ganz ohne Plastikverpackungen auskommen. Und statt dem Plastikrasierer mit Einwegklingen legst du dir einen Rasierhobel aus Holz und Metall zu.

Wer kein festes Shampoo oder Duschgel verwenden möchte, kann zumindest darauf achten, dass sich im Produkt kein Mikroplastik befindet (Bezeichnungen: AC, PA, PE, PP). Dies kann sich auch oft in Peelings oder Sonnencreme sowie in vielen Kosmetik Produkten wie Make-Up, Concealer oder Puder befinden. Greife am besten auf zertifizierte Naturkosmetik zurück, wenn du sichergehen möchtest, dass in den Produkten kein Mikroplastik versteckt ist. In Unverpackt-Läden gibt es oft auch Shampoo, Duschgel, Seife und Co. zum Abfüllen – so können die Plastikbehälter zumindest wiederverwendet werden und ihre Lebensdauer verlängert sich.

2. Plastik vermeiden in der Küche

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Weiter geht‘s zum Frühstück in die Küche. Hier warten Schwämme und Lappen, Kochutensilien, Trinkhalme sowie Schüsseln und Aufbewahrungsboxen. Wenn du dich in deiner Küche umschaust, werden dir nach und nach immer mehr Kunststoffartikel auffallen.

Zum Aufbewahren und Verpacken kannst du statt Plastik super einfach auf Behältnisse aus Glas, Porzellan oder Edelstahl umsteigen. Schraub- oder Einmachgläser hast du bestimmt sowieso herumstehen, sie eignen sich perfekt für Reis, Linsen, Körner, Mehl und so weiter. Für das Brot unterwegs gibt es eine Edelstahlbox oder eine aus Bambusfasern. Kochutensilien und Schwämme können durch Produkte aus Holz ersetzt werden und auch das Schneidebrett muss nicht aus Plastik sein. Denn entgegen der weitverbreiteten Meinung ist Holz nicht unhygienisch, sondern setzt antibakterielle Gerbstoffe frei.

3. Plastik vermeiden beim Einkauf

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Der Supermarkteinkauf ist eine wahre Herausforderung, was die Plastikvermeidung angeht. Hier wimmelt es nur so von Verpackungen, teilweise sogar doppelt und dreifach. Und was nicht schon vor verpackt ist – Obst und Gemüse – das stecken wir dann fröhlich selbst in kleine Tütchen.

Einwegtragetaschen haben eine durchschnittliche Lebensdauer von unter einer halben Stunde. Das ist ganz schön wenig dafür, dass sie danach noch tausende von Jahren auf unserem Planeten verweilen werden. Um Plastiktüten zu vermeiden, kannst du zum Einkauf ganz einfach einen Beutel, Korb oder Rucksack mitnehmen. Obst- und Gemüsenetze gibt es inzwischen sogar in vielen Supermärkten zu kaufen, damit kannst du viele Tütchen einsparen. Und da Obst und Gemüse meist sowieso mit seiner eigenen natürlichen Schale kommt, braucht es oft ganz einfach gar keine Verpackung. Käse und Wurst kannst du statt aus dem Kühlregal an der Frischetheke kaufen. Bringe deine eigenen Behältnisse mit, in die die Verkäufer deine Ware direkt einfüllen können. Das funktioniert genauso mit Brotaufstrichen, Dips und Antipasti. Es kann sein, dass der Verkäufer deine Dose aufgrund von Hygienevorschriften nicht füllen möchte. Stellst du das Gefäß aber nur auf der Theke ab und der Verkäufer füllt die Ware dort hinein, sollte es kein Problem sein – und fragen kostet ja schließlich nichts.

Um nicht von Plastikverpackungen überwältigt zu werden, bietet sich der Einkauf auf dem Wochenmarkt oder im Unverpackt Laden an. Hier bekommst du alles, was du brauchst ganz ohne Kunststoff. Wenn es dafür in deiner Nähe keine Möglichkeit gibt, musst du vielleicht zunächst etwas mehr Zeit investieren, aber es lohnt sich. Für die meisten Produkte gibt es auch im normalen Supermarkt Alternativen, die in Papier oder Glas verpackt sind. Du musst vielleicht beim ersten Mal etwas suchen, aber sobald du weißt, wo du die plastikfreien Produkte findest, geht der Einkauf genauso schnell wie immer. Wichtig ist es, auf Mehrweg-Glas zurückzugreifen: Da die Produktion von Glas viel Energie benötigt, entsteht ein wirklicher Vorteil gegenüber Plastik nur bei Mehrweg. Zum Verpacken ohne Plastik und frisch halten eignen sich auch wunderbar Bienenwachstücher.

Natürlich wird es nicht möglich sein, deinen gesamten Wocheneinkauf plastikfrei zu gestalten. Aber denke immer daran, dass jede Situation, in der du Plastik vermeiden kannst, etwas wert ist. Oft sind Produkte mehrfach verpackt oder es befinden sich in der Verpackung nochmals einzeln verpackte Portionsbeutel. Wenn du verpackte Ware kaufst, achte darauf, dass die Verpackung möglichst minimal gehalten ist.

4. Plastik unterwegs vermeiden

Wenn man in der Stadt unterwegs ist, plagt einen schnell der Hunger und man holt sich Sushi aus dem Supermarkt, Nudeln vom Asiaten und dazu vielleicht einen Coffee-to-go oder eine Flasche Cola? Alles kommt mit einer ordentlichen Portion Plastik als gratis Zugabe.

Hier ist ein wenig Vorbereitung gefragt, aber dann geht das Plastik Vermeiden auch unterwegs ganz einfach. Wenn du gerne Kaffee trinkst, investiere in einen wiederverwendbaren Kaffeebecher, den du immer dabeihast. Essen für unterwegs kannst du dir entweder von zu Hause mitnehmen oder aber ein Gefäß mitbringen, in das to-go-Gerichte eingefüllt werden können. Auch eine Trinkflasche kannst du immer dabei haben und dann beliebig oft mit Leitungswasser auffüllen. Getränke in der Bar oder im Restaurant bestellst du einfach ohne Strohhalm – der sieht zwar schick aus, tötet aber leider wenn er im Meer schwimmt regelmäßig Tiere. Da lohnt es sich doch, am Glas zu nippen.

5. Plastik vermeiden durch Selbermachen

Besonders viel Plastik kannst du sparen, wenn du im Alltag öfter mal selbst Hand anlegst und so den Kauf von verpackten Produkten einfach umgehst. Wenn du keine Fertigprodukte kaufst, sondern selbst frisch kochst, vermeidest du nicht nur Plastik, sondern tust auch deiner Gesundheit etwas Gutes.

Auch Spül-, Wasch- und Putzmittel kannst du aus wenigen Zutaten selbst herstellen. Das spart Verpackungsmüll und schont die Umwelt außerdem durch die natürlichen Inhaltsstoffe.

Als Ersatz für gewöhnliche Frischhaltefolie kannst du auch Bienenwachstücher verwenden. Diese sind wiederverwendbar, antibakteriell und sehen außerdem toll aus.

Wer motiviert ist, findet in allen Lebensbereichen Ideen, wie gekaufte Produkte durch selbstgemachte ersetzt werden können. Das fängt beim Zubereiten von gesunden Snacks an, geht weiter über selbstgemachte Seifen und Deos bis hin zu Kosmetika wie Puder. Wer also Spaß am Experimentieren hat, der kann gleich loslegen.

„We don‘t need a handful of people doing zero waste perfectly. We need millions of people doing it imperfectly.“ (Anne-Marie Bonneau)

(Deutsch: Wir brauchen nicht eine Handvoll von Leuten, die das Abfall-freie Leben perfekt umsetzen. Wir brauchen Millionen von Leuten, die es unperfekt tun.)

In diesem Sinne: Wenn jeder ein paar kleine Maßnahmen ergreift, um in seinem Alltag den Plastikverbrauch einzuschränken, dann ist der Welt schon viel geholfen. Plastik soll nicht mehr normal und gewöhnlich sein, sondern bei jeder Sichtung ein Glöckchen in deinem Kopf läuten lassen, das nach einer Alternative fragt.

(Foto Titelbild © freepik)

Vielen Dank an frag-mutti.de für diesen Gastbeitrag und die wertvollen Tipps!

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